Evidenzpyramide: Einschätzung von Forschung

Häufig beschäftigen wir uns damit, wie wir unsere Pflege besser oder einfacher machen können. Dann ist es sinnvoll, Studien zu suchen. Dann müssen wir jedoch bewerten ob die Studie gut, sprich vertrauenswürdig ist. Leider ist ebendiese Einschätzung sehr schwierig. Vor allem die unterschiedlichen Arten von Studien machen es uns schwer, einheitliche Bewertungskriterien zu finden. Darum suchen Forscherinnen und Forscher schon seit längerer Zeit nach den Bewertungskriterien und nach einem Werkzeug, welches uns bei der Bewertung unterstützt. Die Evidenzpyramide ist ein solches Werkzeug. Es gibt einen groben Überblick über die generelle Einstufung der Studien – einen sehr groben Überblick, um ehrlich zu sein.

 

Was ist die Evidenzpyramide?

Die Evidenzpyramide gibt es in verschiedenen Ausführungen und Formen. Ein Beispiel findet Ihr in der Abbildungen eins. Man sieht, dass oben systematische Übersichtsarbeiten und Meta-analysen (Stufe 1) stehen. Diese fassen mehrere Studien zusammen und stellen so den aktuellen Stand der Wissenschaft dar. Die zweite Stufe bilden randomisierte, kontrollierte Studien (RCTs). Also klinische Studien mit zwei Gruppen, zu denen die Personen zufällig zugeteilt wurden. Die Basis der Pyramide bilden Laboruntersuchungen (ganz unten) und Tierversuche.

Generell bedeutet eine höhere Stellung in der Pyramide eine steigende Stärke der Studie, d.h. man kann ihr grundsätzlich eher vertrauen.

zu #3 Evidenzpyramide als Pyramide

Abb. 1:  Beispiel einer Evidenzpyramide. Quelle: http://farm7.static.flickr.com/6056/6329536471_bf9e26e610.jpg; Zugriff: 15.03.2017

 

Was ist Grundlage für die Einteilung?

Die Grundfrage ist, wie wahrscheinlich Fehler in der Studie sind. Wer zum Beispiel glaubt, dass eine Intervention hilft wird auch eher in einem Interview von Studien berichten, die diese Überzeugung wiederspiegeln (Stufe 7: „Ideas, Opinions, Editorials“). Im Gegensatz dazu ist der Einfluss von subjektiver Überzeugung in eine randomisierten und verblindeten Studie eher gering bis sehr gering (Stufe 2). Eine andere Fehlerquelle könnte die Auswahl der Menschen sein, die in eine Studie eingeschlossen wurden. Wenn daher Einzelpersonen eingeschlossen werden, können diese sehr gute Erfolge zeigen, zum Beispiel durch eine extrem engmaschige Betreuung oder durch die spezielle, individuelle Auswahl (Stufe 6). Wenn die Zahl der Personen nun steigt und diese zufällig einer Intervention zugeteilt werden, sinkt der Einfluss der vorher genannten Faktoren. Dies ist ebenfalls in einer RCT der Fall (Stufe 2).

Natürlich gibt es weitere Gründe, warum die Pyramide so aufgebaut wurde. Studien unterscheiden sich teilweise sehr massiv. Weitere Unterschiede können zum Beispiel in den folgenden Faktoren bestehen: Größe der Studiengruppe, Auswahl der Studienteilnehmerinnen, Zuteilung der Studienteilnehmerinnen zu der Intervention, Länge der Studie, Art der Datenerhebung, Systematik der Datenerhebung und noch vieles mehr. Gerade die Unterschiede machen Forschung so unglaublich spannend.

 

Gibt es Kritik an der Evidenzpyramide?

Natürlich ist die Evidenzpyramide kein Allheilmittel. Es gibt teilweise sehr gravierende Kritik – und dies vollkommen zurecht! Zum einen ignoriert die Pyramide, dass es auch innerhalb von Studiendesigns Unterschiede gibt. Eine gute Kohortenstudie (Stufe 3) kann vertrauenswürdiger sein, als eine schlechte RCT (Stufe 2). Was weiterhin fehlt sind qualitative Studien. Auch diese können uns wichtige Einblicke und Erkenntnisse für unseren pflegerischen Alltag liefern, welche quantitative Studien nicht zeigen können. Doch auch trotz dieser Kritik gibt uns die Evidenzpyramide einen guten, ersten Überblick für die Einschätzung von Studien.

 

Nutzung in Dominiks Pflegeuniversum:

Bei Dominiks Pflegeuniversum nutzen wir die Evidenzpyramide als groben Anhaltspunkt für unsere Studienauswahl. Wir beschränken uns auf die obersten beiden Stufen, d.h. wir wählen immer systematische Übersichtsarbeiten, Meta-Analysen oder randomisierte, kontrollierte Studien aus.

Da wir aber wissen, wie oberflächig diese Betrachtung ist, ergänzen wir die Bewertung um weitere Schritte. Dabei spielt das GRADE Tool eine große Rolle, da dies wesentlich detailreicher Kriterien abfragt. Das GRADE Tool findet ihr übrigens hier: http://www.gradeworkinggroup.org/

 

Insgesamt bietet die Evidenzpyramide also eine gute Hilfestellung für einen ersten, groben Überblick. Um zu entscheiden, ob die Ergebnisse einer Studie in den Alltag übernommen werden sollen, sind jedoch viel detailreichere Verfahren und Einschätzungen nötig. Diese sind weitaus komplexer und erfordern einiges an Zeit. Gut, dass Dominiks Pflegeuniversum eine erste Einschätzung schon vorgenommen hat und Euch diese Arbeit erleichtert.

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